Pflege und Betreuung
Fast die Hälfte der befragten 80-90jährigen Menschen gibt an, im Alltag aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes auf unterschiedliche Formen von Unterstützung oder Hilfe angewiesen zu sein. Überwiegend handelt es sich dabei um Hilfe im Haushalt oder um verschiedene Formen der Betreuung und Begleitung. Ein Viertel ist auch auf pflegebezogene Hilfe angewiesen (z.B. Hilfe bei der Körperpflege). Damit kommt also ein großer Teil der Teilnehmer/innen noch weitestgehend ohne Pflege im engeren Sinn aus. Hochaltrige Frauen sind dabei deutlich häufiger auf Hilfe im Alltag angewiesen als hochaltrige Männer.
Hilfebedarf (ÖIHS III 2019/20)
Rund 16% der in Privathaushalten lebenden hochaltrigen Frauen und Männer nehmen Leistungen von sozialen Diensten wie Heimhilfe, Hauskrankenpflege oder Essen auf Rädern in Anspruch.
Soziale Dienste (ÖIHS III 2019/20)
Ein großer Teil erhält (auch) informelle Unterstützung durch Angehörige oder andere nahestehende Personen, vor allem von den eigenen Kindern (insbesondere den Töchtern) und der Partnerin bzw. dem Partner.
Informelle Unterstützung (ÖIHS III 2019/20)
Ein interessantes Ergebnis der ÖIHS im Zusammenhang mit Pflege und Betreuung ist, dass Fragen der persönlichen Pflegevorsorge für die hochaltrigen Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer eine relativ geringe Rolle spielen und von diesen oft sogar mehr oder weniger bewusst gemieden werden. Vergleichsweise wenige der befragten Hochaltrigen verfügen etwa über eine Vorsorgevollmacht, eine Patientenverfügung oder andere schriftliche Vollmachten, mit denen sie für den Fall eines möglicherweise eintretenden Verlustes der Geschäftsfähigkeit oder von Pflegebedürftigkeit vorsorgen könnten.
Wie insbesondere aus qualitativen Studien im Rahmen der ÖIHS hervorgeht, beschäftigen sich hochaltrige Menschen generell sehr ungern mit Fragen der Pflege und Betreuung – jedenfalls solange diese Fragen noch nicht akut sind. Überlegungen werden häufig „im stillen Kämmerlein“ angestellt, mit Angehörigen wird in vielen Fällen kaum oder gar nicht über konkrete Sorgen oder Wünsche hinsichtlich einer in Zukunft eventuell notwendigen Betreuung gesprochen. Dies verweist darauf, dass Pflege und Betreuung nach wie vor sehr stark tabuisierte Themen sind.
Vollmachten und Verfügungen (ÖIHS III 2019/20)
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