Lebensgestaltung und Aktivität
Ein großer Teil der untersuchten Hochaltrigen weist trotz hohen Alters ein nach wie vor hohes Maß an Aktivitäten auf. Die am häufigsten genannten Aktivitäten sind Fernsehen/Radio hören, Lesen und Besuche von Familie und Freunden. Rund 9% der Teilnehmer/innen betätigen sich auch ehrenamtlich in Vereinen und dergleichen.
Am häufigsten genannte Aktivitäten (ÖIHS III 2019/20)
Selbstverständlich hängt der Grad an Aktivität sehr stark vom körperlichen und gesundheitlichen Allgemeinzustand ab. Bei fortgeschrittenen funktionalen Einschränkungen reduziert sich die Lebensgestaltung unter Umständen auf einige wenige Aktivitäten innerhalb der eigenen vier Wände, insbesondere auf das Fernsehen.
Auf einen zunehmenden Einfluss fortschreitender funktionaler Einbußen deuten auch längsschnittliche Befunde hin, wonach hochaltrige Menschen mit weiter steigendem Alter dazu tendieren, die Wohnung immer seltener zu verlassen, und sich die Alltags- und Lebensgestaltung zusehends auf die eigenen vier Wände beschränkt. Insgesamt verließen rund 43% aller Teilnehmer/innen an der Zweiterhebung der ÖIHS (2016) ihre Wohnung seltener als noch drei Jahre zuvor.
Entwicklung von Außer-Haus-Aktivitäten (nach Häufigkeit) zwischen Erst- und Zweiterhebung (Zweiterhebung 2016, Wien/Steiermark)
Alte Menschen in ihren Aktivitäts- und Teilhabebedürfnissen anzusprechen ist als eine bedeutende Aufgabe von Gesellschaft, Kultur und Politik zu betrachten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Bedürfnisse ebenso wie die individuellen Möglichkeiten zur Aktivität im hohen Alter sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Eine wesentliche Form der sozialen Teilhabe bildet das Eingebundensein in Mehr-Generationen-Beziehungen, in denen man sich als Nehmender wie auch als Gebender erlebt. Auch im hohen Lebensalter nehmen sich Frauen und Männer im Hinblick auf die Möglichkeit zur Weitergabe von reflektierten Erfahrungen und Wissen vielfach als kompetent wahr. Sie äußern das Bedürfnis, in ihren reflektierten Erfahrungen und in ihrem Wissen ernst genommen zu werden, diese Erfahrungen und dieses Wissen der Gesellschaft zur Verfügung stellen zu können. Hier wären Begegnungsorte zu schaffen, in denen sich diese Bedürfnisse nach Aktivität und sozialer Teilhabe, je nach individuellen Interessen und Möglichkeiten, entfalten können (Bürgerzentren, Mehr-Generationen-Projekte etc.).
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