Wohnen im hohen Alter
Ein großer Teil der befragten hochaltrigen Frauen und Männer lebt nach wie vor in einem Privathaushalt. Praktisch alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußern dabei auch den Wunsch, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu bleiben.
Trotz des verbreiteten Wunsches, möglichst lange im gewohnten Wohnumfeld zu verbleiben, werden jedoch nur vergleichsweise selten entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen.
Nur ein relativ geringer Teil der zu Hause lebenden hochaltrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat etwa Adaptierungen oder bauliche Veränderungen vorgenommen, um den eigenen Wohnraum altersgerecht zu gestalten. Dies dürfte zum einen finanzielle Gründe haben, da ein altersgerechter Umbau der Wohnung durchaus mit erheblichen Kosten verbunden ist. Vor allem – und wie gerade auch auch im Rahmen qualitativer Fokusstudien immer wieder deutlich wurde – scheinen sich hochaltrige Menschen in Österreich mit Fragen der Pflege und Betreuung und mit den möglichen Herausforderungen und Problemen hinsichtlich eines weiteren Verbleibs im gewohnten Umfeld auch im hohen Alter nur sehr zögerlich oder gar nicht auseinanderzusetzen. Wohnraumadaptierungen werden überwiegend erst dann vorgenommen, wenn altersbedingte gesundheitliche und funktionale Einschränkungen dies erfordern.
Wohnraumadaptierungen nach Gesundheitszustand (ÖIHS III 2019/20)
Eine bessere und bewusste Vorbereitung auf die individuellen Herausforderungen des selbständigen Lebens und Wohnens im hohen Alter erscheint erforderlich. Stärkere öffentliche Aufklärung über die Möglichkeiten und die (finanzielle) Förderung von Adaptierungsmaßnahmen im Sinne eines altersgerechten Wohnens könnten hier einen positiven Beitrag leisten. Notwendig ist aber auch eine gesellschaftliche Enttabuisierung von und eine offenere, aufgeschlossene Auseinandersetzung mit Themen der Pflegebedürftigkeit, die durch die aktuelle gesellschaftspolitische Akzentsetzung auf ein „aktives“ und „produktives Alter“ tendenziell in den Hintergrund gedrängt werden. Alternskulturen in unserer Gesellschaft zu stärken und damit auch eine bewusste Auseinandersetzung mit späteren Lebensphasen (insbesondere dem hohen Alter) zu fördern, könnte auch dazu führen, dass Veränderungen und Adaptierungen des Wohnumfelds aktiv und rechtzeitig in Angriff genommen werden.
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