Geschlechterunterschiede
Hochaltrige Frauen und Männer unterscheiden sich in einigen wesentlichen Aspekten sehr deutlich voneinander, insbesondere hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes. Einerseits machen Frauen zwar den größten Teil der hochaltrigen Bevölkerung aus – laut Statistik Austria waren im Jahr 2020 rund 63% aller ÖsterreicherInnen im Alter von 80+ weiblichen Geschlechts –, andererseits befinden sich Männer im hohen Alter tendenziell in einem besseren körperlichen Allgemeinzustand und weisen geringere Morbiditätsraten auf als Frauen. D.h. Männer, sofern sie ein hohes Alter erreichen, sind offenbar überwiegend gesünder als hochaltrige Frauen.
Gesundheitszustand nach Geschlecht, Teil 1 (ÖIHS III 2019-2022)
So sind Frauen beispielsweise häufiger multimorbide und leiden unter stärker ausgeprägten Mobilitäts- und Funktionalitätseinschränkungen als Männer. Ebenso sind ihre kognitiven Funktionen tendenziell etwas stärker beeinträchtigt als jene von Männern (Demenz). Dementsprechend sind hochaltrige Frauen auch häufiger auf Hilfe im Alltag angewiesen und schätzen ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter ein als hochaltrige Männer. Schließlich leiden Frauen laut den Ergebnissen des durchgeführten Depressionsscreenings auch etwas häufiger unter depressiven Symptomen, wenngleich die Korrelation statistisch nicht signifikant ausfällt.
Gesundheitszustand nach Geschlecht, Teil 2 (ÖIHS III 2019/20)
Auch mit Blick auf die soziale Integration ergeben sich manche Unterschiede zwischen hochaltrigen Frauen und Männern. Frauen leben deutlich häufiger alleine als Männer, was vor allem auf die signifikant höhere Verwitungsrate von Frauen zurückzuführen ist. Männer leben auch im hohen Alter überwiegend noch in einer (ehelichen) Paarbeziehung. Dies resultiert einerseits aus der höheren Lebenserwartung von Frauen, andererseits daraus, dass Frauen in Ehebeziehungen häufig etwas jünger sind als die Männer.
Darüber hinaus weisen Frauen eine signifikant geringere Außer-Haus-Mobilität auf als gleichaltrige Männer. Dies dürfte u.a. auf den im Schnitt etwas schlechteren gesundheitlichen und funktionalen Status von Frauen im Sample zurückzuführen sein.
Daraus ergibt sich wiederum eine etwas höhere Prävalenz von Einsamkeit unter hochaltrigen Frauen.
Soziale Integration nach Geschlecht (ÖIHS III 2019/20)
Aufmerksamkeit verdienen schließlich auch sozioökonomische Unterschiede zwischen hochaltrigen Männern und Frauen.
Aufgrund der in dieser Generation noch deutlich stärker ausgeprägten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und der im Vergleich zu heute wesentlich größeren Bildungsbenachteiligung von Frauen, stellt sich der sozioökonomische Status hochaltriger Frauen überwiegend schlechter dar als der von Männern. Hochaltrige Männer haben im Durchschnitt sowohl ein höheres Bildungsniveau als auch ein deutlich höheres Einkommen als hochaltrige Frauen. Als Folge ihrer schlechteren Einkommenssituation, haben hochaltrige Frauen daher wesentlich erhöhtes Risiko für Altersarmut. Davon sind insbesondere alleinstehende Frauen aus niedrigeren sozialen Schichten betroffen.
Sozioökonomischer Status nach Geschlecht (ÖIHS III 2019/20)
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